Bundesregierung kündigt entsprechende Initiative an
Der Ankündigung der Bundesregierung, Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu ermöglichen, sehe ich – in der Grünen Fraktion des Landtags für Agri-PV zuständig, mit großer Freude entgegen. Mit einer Agri-PV-Anlage hoch über dem Boden oder auch vertikal kann gleichzeitig Strom erzeugt werden und weiterhin darunter u.a. Getreide, Beerenobst, Gemüse oder Tierfutter angebaut werden.
Für die vielen landwirtschaftlichen Betriebe und ihren Familien ist das eine wirkliche Verbesserung auf verschiedenen Ebenen. Hitzeempfindliche Kulturen wie z.B. Himbeeren werden durch die Solarpaneele beschattet, zudem kann in anderen Kulturen auf Hagelschutznetze verzichtet werden.
Ganz besonders freut mich, dass die Entweder-Oder-Regelung damit nach und nach vom Tisch sein könnte. Entweder eine PV-Anlage oder Agrarzuwendungen von der EU. Entweder Anbau von Lebensmitteln oder Energieerzeugung. Der Vorschlag von Bundesagrarminister Cem Özdemir, die Doppelnutzung zuzulassen, sofern maximal 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzung verloren gehen, scheint mir ein guter Weg zu sein.
Neben der Senkung des Flächenverbrauchs von PV-Anlagen gewinnt die Landwirtschaft auf diese Weise eine zusätzliche, attraktive Einkommensquelle.
Potentiale von zunächst zusätzlichen 200 Gigawatt Strom aus Sonne, die im Papier der drei Grünen Bundesminister*innen Robert Habeck als Klimaschutzminister, Umweltministerin Steffi Lemke und Agrarminister Cem Özdemir stehen, bringen die Energiewende ein gutes Stück voran.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Anlagen sind günstiger als kleine PV-Anlagen auf dem Dach und die Beschattung lässt die Böden weniger austrocken. Zudem kommt ein gewisser Frostschutz hinzu.
Die Solarpanele stehen auf so hohen Gestellen über den Kulturen, dass genügend Licht für Pflanzen und Bodenleben ankommt.
In Baden-Württemberg ist der Gedanke an diese Form der Solarnutzung schon seit längerem ein Thema, auch wenn sich die Umsetzung bislang auf einige Forschungsprojekte beschränkt hat. Die wesentlichen Hindernispunkte geht die Bundesregierung jetzt an: duale Flächennutzung wird ermöglicht, die Einspeisevergütung wird in die Novellierung des EEG-Gesetzes integriert sowie die Beschränkung von EU-Agrarsubventionen.
Im Januar hat die grüne-schwarze Landeregierung 2,5 Millionen Euro bereitgestellt, um fünf Agri-PV-Pilotanlagen zu fördern, die ebenfalls wissenschaftlich begleitet werden. Insbesondere wird die Änderung des Mikroklimas beobachtet werden, von der sich das Umwelt- wie auch das Landwirtschaftsministerium wichtige Erkenntnisse auf den Wasserhaushalt der Böden wie auch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln entsprechen.
Seit Beginn meines Landtagsmandats 2020 bin ich in der Grünen Fraktion zuständig für das Thema Agri-Photovoltaik. Ich hoffe nach dieser Ankündigung der Bundesregierung auf einen zügigen Ausbau in den kommenden Jahren. Wir sind in Deutschland hinter anderen Ländern der Welt wie z.B. Japan oder den USA Einiges zurück, haben aber durch unsere Forschungsaufträge viel zur Weiterentwicklung des Themas beigetragen. Mich freut es, dass wir nach der Bundestagswahl mit unseren Grünen Ministerinnen und Ministern im Bund innerhalb kürzester Zeit zeigen können, wie schnell wir die Themen Klimawandel, Naturschutz und Landwirtschaft anpacken und gestalten. Weltweit sind Agri-PV-Anlagen von 14 GW/P installiert. Das Schöne ist das Gefühl, das es jetzt auch in Deutschland vorangeht. Wir können die Potentiale von Flächen und Forschungsergebnissen in dem Bereich endlich ausschöpfen.
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